Der Jivanmukta ist frei von Sorgen VC 431

Viveka Chudamani Vers 431. Er ist frei von der Einbildung der Seelenwanderung. Obwohl er die Teile eines Körpers hat, ist er ungeteilt. Auch wenn er ein Gemüt hat, ist er ohne Sorgen. Ein solcher gilt als zu Lebzeiten befreit (jivan-mukta).

Sanskrit-Text:

śānta-saṃsāra-kalanaḥ kalāvān api niṣkalaḥ |
yasya cittaṃ viniścintaṃ sa jīvan-mukta iṣyate || 431 ||

शान्तसंसारकलनः कलावानपि निष्कलः |
यस्य चित्तं विनिश्चिन्तं स जीवन्मुक्त इष्यते || ४३१ ||

shanta-samsara-kalanah kalavan api nishkalah |
yasya chittam vinishchintam sa jivan-mukta ishyate || 431 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • śānta-saṃsāra-kalanaḥ : (derjenige, dessen) Antreiben (oder: Wahrnehmung, Kalana) des Daseinswandels (Samsara) zur Ruhe gekommen ist (Shanta)
  • kalāvān : (er) mit den sieben Hauptbestandteilen (Grundsubstanzen) des menschlichen Leibes versehen (ist, Kalavant)
  • api : obwohl (Api)
  • niṣkalaḥ : (der) ungeteilt (ist, Nishkala)
  • yasya : dessen (“wessen”, Yad)
  • cittam : Geist (Chitta)
  • viniścintam : sorgenfrei (Vinishchinta) ist
  • saḥ : der (Tad)
  • jīvan-muktaḥ : (als) einer, der zu Lebzeiten erlöst ist (Jivanmukta)
  • iṣyate : wird betrachtet (iṣ)

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Wer keine Gedanken mehr hat und trotzdem wach ist, der gilt als zu Lebzeiten befreit VC 430

Viveka Chudamani Vers 430. Wer keine Gedanken mehr hat und trotzdem wach, aber frei von den Merkmalen des Wachzustandes ist, wessen Bewusstsein leer von Neigungen und Wünschen ist, der gilt als zu Lebzeiten befreit (jivanmuktasya).

Sanskrit-Text:

līna-dhīr api jāgarti jāgrad-dharma-vivarjitaḥ |
bodho nirvāsano yasya sa jīvan-mukta iṣyate || 430 ||

लीनधीरपि जागर्ति जाग्रद्धर्मविवर्जितः |
बोधो निर्वासनो यस्य स जीवन्मुक्त इष्यते || ४३० ||

lina-dhir api jagarti jagrad-dharma-vivarjitah |
bodho nirvasano yasya sa jiva-mukta ishyate || 430 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • līna-dhīḥ : (wer) mit verschwundenem („aufgelöstem“, Lina) Geist (Dhi)
  • api : sogar (Api)
  • jāgarti : wach ist (“wacht”, Jagri)
  • jāgrad-dharma-vivarjitaḥ : (und dabei) von den Eigenschaften (Dharma) des Wachzustands (Jagrat) frei (Vivarjita) ist
  • bodhaḥ : Bewusstsein (Bodha)
  • nirvāsanaḥ : frei von Wünschen (Nirvasana)
  • yasya : wessen (Yad)
  • saḥ : der (Tad)
  • jīvan-muktaḥ : (als) einer, der zu Lebzeiten erlöst ist (Jivanmukta)
  • iṣyate : wird betrachtet (iṣ)

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Der Erleuchtete ist immer glückselig VC 429

Viveka Chudamani Vers 429. Wer ständig erleuchtet und immerdar glückselig ist, wer die Welt der Erscheinungen beinahe vergessen hat, gilt als zu Lebzeiten befreit (jivanmukta).

Sanskrit-Text:

yasya sthitā bhavet prajñā yasyānando nirantaraḥ |
prapañco vismṛta-prāyaḥ sa jīvan-mukta iṣyate || 429 ||

यस्य स्थिता भवेत्प्रज्ञा यस्यानन्दो निरन्तरः |
प्रपञ्चो विस्मृतप्रायः स जीवन्मुक्त इष्यते || ४२९ ||

yasya sthita bhavet prajna yasyanando nirantarah |
prapancho vismrita-prayah sa jivan-mukta ishyate || 429 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yasya : bei wem („wessen“, Yad)
  • sthitā : gefestigt (Sthita)
  • bhavet : ist (bhū)
  • prajñā : die (höchste) Erkenntnis, Einsicht (Prajna)
  • yasya : wessen (Yad)
  • ānandaḥ : Glückseligkeit (Ananda)
  • nirantaraḥ : dauerhaft, ununterbrochen (ist, Nirantara)
  • prapañcaḥ : (für wen) die Welt der Erscheinungen (Prapancha)
  • vismṛta-prāyaḥ : so gut wie (“beinahe”, Praya) nichtexistent (“vergessen”, Vismrita) ist
  • saḥ : der (Tad)
  • jīvan-muktaḥ : (als) einer, der zu Lebzeiten erlöst ist (Jivanmukta)
  • iṣyate : wird betrachtet (iṣ)

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Der zu Lebzeiten Befreite VC 428

Viveka Chudamani Vers 428. Erleuchtung bedeutet der non-duale, aus reinem Bewusstsein bestehende Zustand, der in der Einheit des reinen Absoluten und dem reinen Selbst aufgeht. Wessen Erleuchtung beständig ist, gilt als zu Lebzeiten befreit.

Sanskrit-Text:

brahmātmanoḥ śodhitayor eka-bhāvāvagāhinī |
nirvikalpā ca cin-mātrā vṛttiḥ prajñeti kathyate |
su-sthitāsau bhaved yasya sthita-prajñaḥ sa ucyate || 428 ||

ब्रह्मात्मनोः शोधितयोरेकभावावगाहिनी |
निर्विकल्पा च चिन्मात्रा वृत्तिः प्रज्ञेति कथ्यते |
सुस्थितासौ भवेद्यस्य स्थितप्रज्ञः स उच्यते || ४२८ ||

brahmatmanoh shodhitayor eka-bhavavagahini |
nirvikalpa cha chin-matra vrittih prajneti kathyate |
su-sthitasau bhaved yasya sthita-prajnah sa uchyate || 428 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • brahmātmanoḥ : des Absoluten (Brahman) und des Selbst (Atman)
  • śodhitayoḥ : in ihrer reinen Form (“gereinigten”, Shodhita)
  • eka-bhāvāvagāhinī : (welche) sich vertieft (“eintaucht”, Avagahin) in die Einheit, Identität (Ekabhava)
  • nirvikalpā : frei von Dualität („nicht differenziert“, Nirvikalpa)
  • ca : und (Cha)
  • cin-mātrā : (als) reines („bloßes“, Matra) Bewusstsein (Chit)
  • vṛttiḥ : (diejenige) geistige Funktionen (Vritti)
  • prajñā : (höchste) Erkenntnis, Einsicht (Prajna)
  • iti : diese (“so”, Iti)
  • kathyate : wird genannt (kath)
  • su-sthitā : unerschütterlich (Susthita)
  • asau : diese (Erkenntnis, Adas)
  • bhavet : ist (bhū)
  • yasya : bei wem (“wessen”, Yad)
  • sthita-prajñaḥ : einer, der eine gefestigte Erkenntnis, Einsicht (besitzt, Sthitaprajna)
  • saḥ : der (Tad)
  • ucyate : wird genannt (vac )

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Früchte der Erleuchtung die Glückseligkeit VC 427

Viveka Chudamani Vers 427. Wer in der Erleuchtung gefestigt ist und der Welt entsagt, erfreut sich immerwährender Glückseligkeit. Seine Seele ruht ausschließlich im Absoluten, unwandelbar, reglos, still.

Sanskrit-Text:

sthita-prajño yatir ayaṃ yaḥ sadānandam aśnute |
brahmaṇy eva vilīnātmā nirvikāro viniṣkriyaḥ || 427 ||

स्थितप्रज्ञो यतिरयं यः सदानन्दमश्नुते |
ब्रह्मण्येव विलीनात्मा निर्विकारो विनिष्क्रियः || ४२७ ||

sthita-prajno yatir ayam yah sadanandam ashnute |
brahmany eva vilinatma nirvikaro vinishkriyah || 427 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sthita-prajñaḥ : (besitzt) eine gefestigte Erkenntnis (Sthitaprajna)
  • yatiḥ : Weltentsager (Yati)
  • ayam : derjenige (Ayam)
  • yaḥ : der (“welcher”, Yad)
  • sadānandam : beständige Wonne (Sadananda)
  • aśnute : erfährt ()
  • brahmaṇi : im Absoluten (Brahman)
  • eva : allein (Eva)
  • vilīnātmā : dessen Geist (Atman) aufgelöst, absorbiert ist (Vilina)
  • nirvikāraḥ : der unveränderlich (ist, Nirvikara)
  • viniṣkriyaḥ : (und) frei von Handlung (Vinishkriya)

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Sei wie ein Kind VC 426

Viveka Chudamani Vers 426. Jemand, dessen Geist frei von äußeren Sinnesobjekten ist, in dem er ständig in der Einheit mit dem Absoluten verharrt/verweilt/versunken ist, betrachtet Besitz und Genuss, die von anderen erstrebt werden, wie ein Schlafender, wie ein Kind. Er sieht diese Welt, wie die Welt, die im Traum wahrgenommen wird. Sein Geist ist an einem anderen Ort. Er genießt die Früchte endloser verdienstvoller Taten, ist gesegnet und wird in der Welt verehrt.

Sanskrit-Text:

brahmākāratayā sadā sthitatayā nirmukta-bāhyārtha-dhīr
anyāvedita-bhogya-bhoga-kalano nidrālu-vad bāla-vat |
svapnālokita-loka-vaj jagad idaṃ paśyan kva-cil labdha-dhīr
āste kaś-cid ananta-puṇya-phala-bhug dhanyaḥ sa mānyo bhuvi || 426 ||

ब्रह्माकारतया सदा स्थिततया निर्मुक्तबाह्यार्थधी-
रन्यावेदितभोग्यभोगकलनो निद्रालुवद्बालवत् |
स्वप्नालोकितलोकवज्जगदिदं पश्यन्क्वचिल्लब्धधी-
रास्ते कश्चिदनन्तपुण्यफलभुग्धन्यः स मान्यो भुवि || ४२६ ||

brahmakarataya sada sthitataya nirmukta-bahyartha-dhir
anyavedita-bhogya-bhoga-kalano nidralu-vad bala-vat |
svapnalokita-loka-vaj jagad idam pashyan kva-chil labdha-dhir
aste kash-chid ananta-punya-phala-bhug dhanyah sa manyo bhuvi || 426 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • brahmākāratayā : als eine Form (Akara) des Absoluten (Brahman)
  • sadā : immer, stets (Sada)
  • sthitatayā : aufgrund (seines) Verweilens (Sthita)
  • nirmukta-bāhyārtha-dhīḥ : dessen Geist (“Intellekt”, Dhi) von äußeren (Bahya) Dingen (Artha) befreit ist (Nirmukta)
  • anyāvedita-bhogya-bhoga-kalanaḥ : dessen Genuss (Bhoga) von Speisen (“Sinnesobjekten”, Bhogya), die ihm von anderen (Anya) dargereicht (Avedita) werden, nur scheinbar ist (“dem Gebaren nach”, Kalana)
  • nidrālu-vat : wie (Vat) ein Schläfriger (Nidralu)
  • bāla-vat : (oder) wie ein Kind (Bala)
  • svapnālokita-loka-vat : wie (Vat) eine im Traum (Svapna) gesehene (Alokita) Welt (Loka)
  • jagat : Welt (Jagat)
  • idam : diese (Idam)
  • paśyan : der ansieht, betrachtet (“sehend”, paś)
  • kva-cit : bisweilen, manchmal (Kvachid)
  • labdha-dhīḥ : (wenn er von ihr) eine Wahrnehmung (“Erkenntnis”, Dhi) erlangt hat (Labdha)
  • āste : lebt (“weilt”, ās)
  • kaś-cit : seltener Mensch (“gewisser”, Ka Chid)
  • ananta-puṇya-phala-bhuk : der die Früchte (Phala) unendlicher (Ananta) Verdienste (Punya) genießt (bhuj)
  • dhanyaḥ : glücklich, gesegnet (Dhanya)
  • saḥ : solch ein (“dieser”, Tad)
  • mānyaḥ : (und) verehrungswürdig (Manya)
  • bhuvi : auf Erden (Bhu)

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Zeichen höherer Stufen der Erkenntnis VC 425

Viveka Chudamani Vers 425. Wenn angesichts von Sinnesobjekten keine Wünsche mehr auftreten, ist der Höhepunkt der Losgelöstheit erreicht. Wenn sich kein Ichgefühl mehr regt, ist die höchste Stufe der Erkenntnis verwirklicht. Wenn die zur Ruhe gekommenen Gedanken nicht wieder erscheinen, ist die Gedankenstille vollendet.

Sanskrit-Text:

vāsanānudayo bhogye vairāgyasya tadāvadhiḥ |
ahaṃ-bhāvodayābhāvo bodhasya paramāvadhiḥ |
līna-vṛtter anutpattir maryādoparates tu sā || 425 ||

वासनानुदयो भोग्ये वैराग्यस्य तदावधिः |
अहंभावोदयाभावो बोधस्य परमावधिः |
लीनवृत्तेरनुत्पत्तिर्मर्यादोपरतेस्तु सा || ४२५ ||

vasananudayo bhogye vairagyasya tadavadhih |
aham-bhavodayabhavo bodhasya paramavadhih |
lina-vritter anutpattir maryadoparates tu sa || 425 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vāsanānudayaḥ : das Nichtentstehen (Anudaya) von Verlangen (Vasana)
  • bhogye : hinsichtlich eines Sinnesobjekts (Bhogya)
  • vairāgyasya : der Gleichgültigkeit („Leidenschaftslosigkeit“, Vairagya)
  • tadā : (ist) dann (Tada)
  • avadhiḥ : der Höhepunkt (“Grenze”, Avadhi)
  • ahaṃ-bhāvodayābhāvaḥ : die Abwesenheit (Abhava) des Entstehens (Udaya) des Ichgefühls (Ahambhava)
  • bodhasya : der Erkenntnis (Bodha)
  • paramāvadhiḥ : (ist) das Non plus ultra (“höchste Grenze”, ParamaAvadhi)
  • līna-vṛtteḥ : der verschwundenen (“aufgelösten”, Lina) Funktion (des empirischen Bewusstseins, Vritti)
  • anutpattiḥ : Nichtwiederkehr (“Nichtentstehung”, Anutpatti)
  • maryādā : (ist) der Höhepunkt (“Endpunkt”, Maryada)
  • uparateḥ : des Anhaltens, Innehaltens (Uparati)
  • tu : wiederum (Tu)
  • sā : die (Tad)

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Ist das Wissen vorhanden und Verhaftungen überwunden dann sind Sinnesobjekte keine Gefahr mehr VC 424

Viveka Chudamani Vers 424. Wie könnte ein Sinnesobjekt von sich aus Grund zur Anhaftung sein für jemanden, der keine Wünsche hat, wenn der Knoten der Unwissenheit im Herzen restlos durchschnitten ist?

Sanskrit-Text:

ajñāna-hṛdaya-granther vināśo yady aśeṣataḥ |
anicchor viṣayaḥ kiṃ nu pravṛtteḥ kāraṇaṃ svataḥ || 424 ||

अज्ञानहृदयग्रन्थेर्विनाशो यद्यशेषतः |
अनिच्छोर्विषयः किं नु प्रवृत्तेः कारणं स्वतः || ४२४ ||

ajnana-hridaya-granther vinasho yady asheshatah |
anichchhor vishayah kim nu pravritteh karanam svatah || 424 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ajñāna-hṛdaya-grantheḥ : des in der Unwissenheit (bestehenden, Ajnana) Knotens (Granthi) im Herzen (Hridaya)
  • vināśaḥ : das Verschwinden (Vinasha)
  • yadi : wenn (Yadi)
  • aśeṣataḥ : vollständig (ist, Asheshatas)
  • anicchoḥ : für einen, der nichts begehrt (Anichchhu)
  • viṣayaḥ : (wäre dann) ein Sinnesobjekt (Vishaya)
  • kim : etwa (“was”, Kim)
  • nu : wohl (Nu)
  • pravṛtteḥ : für die Hinwendung zur Welt, zum Handeln (Pravritti)
  • kāraṇam : eine Ursache (Karana)
  • svataḥ : natürlicherweise (“aus sich selbst”, Svatas)

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Losgelöstheit ist eine Frucht der Erkenntnis VC 423

Viveka Chudamani Vers 423. Die Frucht der Erkenntnis ist Losgelöstheit vom Unwirklichen. Anhaftung ans Unwirkliche gilt als Frucht der Unwissenheit. Das sind die Früchte des Wissenden und des Unwissenden in Bezug auf eine Fata Morgana und andere unwirkliche Erscheinungen. Welche Frucht könnte ein Wissender sonst erfahren?

Sanskrit-Text:

vidyā-phalaṃ syād asato nivṛttiḥ
pravṛttir ajñāna-phalaṃ tad īkṣitam |
taj-jñājñayor yan mṛga-tṛṣṇikādau
no ced vidāṃ dṛṣṭa-phalaṃ kim asmāt || 423 ||

विद्याफलं स्यादसतो निवृत्तिः
प्रवृत्तिरज्ञानफलं तदीक्षितम् |
तज्ज्ञाज्ञयोर्यन्मृगतृष्णिकादौ
नो चेद्विदां दृष्टफलं किमस्मात् || ४२३ ||

vidya-phalam syad asato nivrittih
pravrittir ajnana-phalam tad ikshitam |
taj-jnajnayor yan mriga-trishnikadau
no ched vidam drishta-phalam kim asmat || 423 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vidyā-phalam : der Lohn („Frucht“, Phala) der Erkenntnis („des Wissens“, Vidya)
  • syāt : ist (“sei”, sa)
  • asataḥ : vom Unwirklichen (“Nicht-Seienden”, Asat)
  • nivṛttiḥ : Abkehr (“Untätigkeit”, Nivritti)
  • pravṛttiḥ : Hinwendung (zu diesem, Pravritti “Tätigkeit”)
  • ajñāna-phalam : (ist) der Lohn (Phala) der Unwissenheit (Ajnana)
  • tat : es (“das”, Tad)
  • īkṣitam : wird beobachtet (“gesehen”, Ikshita)
  • taj-jñājñayoḥ : bei einem Wissenden (Tajjna) und einem Unwissenden (Ajna)
  • yat : dass (es sich so verhält, Yad)
  • mṛga-tṛṣṇikādau : im Falle einer Luftspiegelung (Mrigatrishnika) usw. (Adi)
  • no : (es) nicht (so wäre, No)
  • cet : wenn (Ched)
  • vidām : der Weisen, Wissenden (Vid)
  • dṛṣṭa-phalam : (wäre) ein wahrnehmbares (“sichtbares”, Drishta) Resultat („Frucht“, Phala)
  • kim : was (sonst, Kim)
  • asmāt : davon (Idam)

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Gleichmut und Ethik VC 422

Viveka Chudamani Vers 422. Gleichmut im Erfahren von Leid wird als Frucht der Erkenntnis gepriesen. Wie könnte ein Mensch die verabscheuungswürdigen Taten, die er im Zustand der Verblendung begangen hat, noch vollbringen, wenn er die Kraft der Unterscheidung hat?

Sanskrit-Text:

dṛṣṭa-duḥkheṣv anudvego vidyāyāḥ prastutaṃ phalam |
yat kṛtaṃ bhrānti-velāyāṃ nānā-karma jugupsitam |
paścān naro vivekena tat kathaṃ kartum arhati || 422 ||

दृष्टदुःखेष्वनुद्वेगो विद्यायाः प्रस्तुतं फलम् |
यत्कृतं भ्रान्तिवेलायां नानाकर्म जुगुप्सितम् |
पश्चान्नरो विवेकेन तत्कथं कर्तुमर्हति || ४२२ ||

drishta-duhkheshv anudvego vidyayah prastutam phalam |
yat kritam bhranti-velayam nanakarma jugupsitam |
pashchan naro vivekena tat katham kartum arhati || 422 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • dṛṣṭa-duḥkheṣu : angesichts erfahrenen (“gesehenen”, Drishta) Leids (Duhkha)
  • anudvegaḥ : Gelassenheit (Anudvega)
  • vidyāyāḥ : der Erkenntnis (“des Wissens”, Vidya)
  • prastutam : (ist) der gepriesene (Prastuta)
  • phalam : Lohn (“Frucht”, Phala)
  • yat : was (Yad)
  • kṛtam : getan wurde (Krita)
  • bhrānti-velāyām : zur Zeit (Vela) der Verwirrung (Bhranti)
  • nānā-karma : vielerlei (Nana) Dingen (“Taten”, Karman)
  • jugupsitam : (an) Abscheu erregenden (Jugupsita)
  • paścāt : danach, später (Pashchat)
  • naraḥ : ein Mensch (“Mann”, Nara)
  • vivekena : (der) mit Unterscheidungsfähigkeit (begabt ist, Viveka)
  • tat : das (Tad)
  • katham : wie (Katham)
  • kartum : zu tun (kṛ)
  • arhati : wäre (noch) imstande (“vermag”, arh)

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